Zugegeben: Dieses Mal fiel der Antritt bei Sonnenaufgang schwer, da für die ganze Nacht und die frühen Morgenstunden unablässiger Regen und starke Winde vorausgesagt wurden. Leider hatten die Wetterfrösche auch ausnahmsweise tatsächlich Recht behalten. Enttäuscht packte ich meine Arbeitstasche und musste mein Gewehr zurücklassen: Feiner Nieselregen ist eine Sache, aber bei diesen Wassermassen würde sich kein Tier blicken lassen.
Bei der Arbeit waren meine Gedanken überall – nur nicht dort, wo sie sein sollten. Als dann gegen zwei Uhr endlich die Sonne durchbrach, hielt ich es nicht mehr aus, zog mich um und machte mich auf den Weg. Einige mögen mich vielleicht für jagdverrückt erklären. Ich konnte die Böcke fast schon riechen, die sich bestimmt gern ihr Fell trocknen würden.
Das sagten mir zumindest mein Bauchgefühl und meine Erfahrung, als ich mich kurz darauf auf einem großen offenen Feld niederkniete. Und zum Glück hatte mein Bauchgefühl mich nicht getrogen. Nur vier Minuten, nach meiner Ankunft, ich hatte noch nicht mal meinen Lockruf eingesetzt, trat in 100 Meter Entfernung ein Vierender aus dem Wald. Definitiv nicht der Fang des Jahres, aber wenn die Gefriertruhe leer und die Jagd eröffnet ist, dann bin ich nicht wählerisch. Selektiert wird später. Sekunden darauf brach der Bock unter der Wucht einer perfekt platzierten Kugel vom Kaliber .243 Winchester zusammen. Ein gelungener Auftakt.